Einleitung

Das Gebiet des Taubergießen ist ca. 1600 ha groß und liegt in einer der wärmsten Regionen Deutschlands, etwa 10 km nördlich des Kaiserstuhls.

Es ist von der Autobahn Karlsruhe-Basel über die Abzweigung Kappel-Grafen-hausen zu erreichen, wo in der Nähe der Rheinfähre der Parkplatz zum Naturschutzgebiet ist. Im Süden fährt man über die Autobahnausfahrt Herbolzheim nach Niederhausen, wo die Rheinstraße quer durch das Naturschutzgebiet bis zum Zusammenfluß des Leopoldskanals mit dem Restrhein führt. Von dem Ortsteil Oberhausen gelangt man über die Rheinstraße bis zum südlichen Ende des Taubergießengebiets.

Die Grenze im Süden bildet der Leopoldskanal, im Westen bis Kappel der Restrhein, dann folgt sie einer kurze Strecke im Westen dem Vollrhein.

Im Osten ist der Waldrand identisch mit der Grenze des Naturschutzgebietes bis auf die Höhe von Rust. Von dort folgt sie im wesentlichen der Blinden Elz bis zum Parkplatz. Die Grenze verläuft nun so, daß sie weitgehend die Orchideenwiesen einschließt. Schließlich überquert die Grenze den Taubergießenfluß und der Kreis schließt sich.

Das Gebiet des Taubergießen teilen sich die Gemeinden Rheinhausen (Oberhausen, Niederhausen), Rust, Kappel und über die Hälfte, etwa 1000 ha, die elsässische Gemeinde Rhinau.

Die biologisch weniger Interessierten besuchen den Taubergießen wegen seiner landschaftlichen Schönheit. Die Schlagwörter "Urwald" und "Badischer Dschungel" haben das ihre dazu getan, daß er weit über die Region ein Anziehungsziel für Wanderer, Radfahrer und vor allem für Bootsfahrer in eigenen Paddelbooten oder im Fischerboot wurde. Der tiefe Eindruck, den dieses Naturschutzgebiet bei den meisten Menschen hinterläßt, bestätigt, daß er wirklich ein Juwel ist. Aber trotz allem ist er nichts weniger als ein Urwald (Der Ausdruck Urwald bedeutet eine urtümliche vom Menschen unbeeinflußte Waldformation).

Diese scheinbar unberührte Auenlandschaft ist massiven menschlichen Eingriffen ausgesetzt worden, nämlich den größten Wasserkorrekturmaßnahmen Deutschlands. Daß die negativen Auswirkungen im Taubergießengebiet am geringsten waren, verdankt es einmal der Tatsache, daß das Tullasche Rheinbett sich wenig von dem vorherigen unterscheidet, zum anderen wurde ständig an der Schadensbegrenzung gearbeitet.

Schließlich verhinderten die Besitzverhältnissen stärkere Eingriffe in die Natur. Die größte Fläche gehört zum rechtsrheinischen Allemendgebiet der elsässischen Gemeinde Rhinau, und kann nur über die Rheinfähre erreicht werden.

Eine Betrachtung aller Faktoren, die heute in das landschaftliche Geschehen eingreifen - allen voran das Wasserregime - bringt das zu Tage, was sich salopp als "Aue am Tropf" formulieren lassen könnte. Im Taubergießengebiet verbirgt sich hinter der Fassade des Urtümlichen ein mehr oder minder feinfühliges System der menschlichen Steuerung. Das vermeintlich Naturhafte dieser Landschaft, die innige Verzahnung von Wasser und Wald, ist in seiner heutigen Erscheinungsform künstlich (Thomas, Coch; Klaus Ewald: Aue am Oberrhein, S.137).

Dennoch gehört diese Auenlandschaft an der Überschneidungszone zwischen Wasser und Land in Mitteleuropa zu den artenreichsten Ökosystemen. Neben kristallklaren Gießen, überwachsenen Altrheinarmen, toten Baumstümpfen umgeben von grünem Schilf, Silberweiden und Seerosen finden wir zahlreichen Libellenarten,

Eisvögel und viele Entenarten. Daneben gibt es Orchideenwiesen mit über 24 Orchideenarten (Erwin, Rennwald: Orchideen in der Ortenau, S.104).

Der Taubergießen zieht Botaniker, Ornitologen, Maler und Naturphotographen an. Alle kommen sie auf ihre Kosten, und somit erfüllt das Naturschutzgebiet neben seinem Schutzaspekt für Pflanzen und Tiere ein weiteres Bedürfnis des Menschen, Freude und Erholung in der Natur zu erleben.
 
 

Die Entstehung des Oberrheingrabens

Die Oberrheinische Tiefebene ist für Laien ein breites Tal und für den Geologen eine der auffälligsten Narben in der Erdkruste. "So wie der Rhein sich heute präsentiert, als Verbindungsfluß zwischen Alpen und Nordsee, sieht er allerdings noch gar nicht lange aus." (Susanne, Kutter; Volker Späth: Rheinauen Bedrohtes Paradies am Oberrhein, S.14, Z.14-17. "Geologisch gesehen ist er sehr jung, in heutiger Form höchstens 500 000 Jahre alt" (ebenda, S.14, Z.19-21). "Die Auen selbst sind erst ganze 8000 Jahre jung".

Im Tertiär in der Erdneuzeit wölbte sich im Zusammenhang mit der Alpenauffaltung das Gebirge in die Höhe. Die Mittelscholle sank bis zu 5 km in die Tiefe, während das Gebirge an beiden Flanken hochstieg.

"Die Flußsysteme, die den nördlichen Teil der Alpen entwässern, haben seit dem ausgehenden Tertiär immer wieder ihren Lauf geändert." (ebenda, S.15, Z.1-4)

"Erst etwa vor 500 000 Jahren, in der Warmzeit zwischen Mindel- und Rißvergletscherung, kann der Anschluß des Alpenrheins an den heutigen Verlauf zur Nordsee sicher nachgewiesen werden." (ebenda, S.15, Z.42-45)

Zuvor mündet der Rhein in der Höhe von Ulm in die Donau. Den Weg in den Norden und die Überwindung der Kaiserstuhl-Wasserscheide hatte die Aare bewerkstelligt, der Rhein übernahm nur deren Strombett, nachdem ihr eine Hebung des Jura den Weg zur Donau verstellt hatte.
 
 

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Schematisches Querprofil durch den mittleren Oberrheingraben. Phasenweise seit dem mittleren Tertiär vor rund 45 Millionen Jahren im Trog abgesunkene Bruchschollen sind von 1 000 bis 3 500 m mächtigen Sedimenten verfüllt. Modifiziert nach Schäfer (1973) (Werner A., Gallusser; André, Schenker: Die Auen am Oberrhein Les zones alluviales du Rhin supérieur, S.4, Abb.2b.s.)
 
 
 
 
 
 

Zur Geschichte des Taubergießengebiets

Das Taubergießengebiet vor der Rheinbegradigung

Der Rhein bestand noch zu Beginn des vorigen Jahrhunderts aus unzähligen Windungen, Seitenarmen, Kiesbänken, Inseln und Gießen.

Diese Flußlandschaft war an manchen Stellen mehrere km breit. Zur Zeit der Schneeschmelze und bei starken Regenfällen kam es immer wieder zu Überschwemmungen. Zwischen den ersten meteorologischen Aufzeichnungen im Jahre 1267 und dem Abschluß der Rheinbegradigung zählte man in den Taubergießengemeinden über 90 Hochwasserjahre. Dabei verlagerte der Rheinstrom immer wieder seine Hauptrinne mal auf die Ost- und dann wieder auf die Westseite. Der Hauptstrom, der auch bei Niedrigwasser schiffbar war, wurde Talweg genannt (Anton, Wild: Rheinhausen, S.23).


Rhein bei Oberhausen im Jahre 1792 (ebenda, S.51)

Ältere Rheinarme, die durch Kiesverschüttungen vom Talweg abgeschnürt waren, durchzogen das umliegende Gebiet. Sie verloren aber weder an Breite noch an Tiefe, da sie immer wieder durch das Grundwasser aufgefüllt wurden. Manche Nebenarme hatten jedoch noch eine geringe Verbindung zur Hauptrinne. Dadurch, daß das gesamte Gebiet regelmäßig überschwemmt wurde, blieb der Grundwasserspiegel auf einem hohen Niveau.

In der Gemarkung Oberhausen, Niederhausen, Weisweil markiert das Hochgestade mit seiner Höhendifferenz von mehreren Metern die Grenze, bis zu der der Rhein immer wieder vordrang. Ein größerer Rheinarm, der zeitweise der Hauptstrom war, floß direkt am Oberhausener Hochgestade entlang. Dieser Arm heißt im Volksmund Mühlbach und wird auf den Karten als Innrhein oder Innerer Rhein bezeichnet.

Der Rhein fraß sich aber in die Niederterrasse hinein, trug den Prallhang ab und 1549 versank deshalb der halbe Kirchturm mit Kirchhof und mit ihm viele Häuser und Gehöfte im Hochwasser des Rheins, worauf die Kirche auf den heutigen Platz verlegt wurde. Der Ortskern verlagerte sich nach Osten (Anton,Wild: Rheinhausen, S.29, GLA 229/77604).

Nicht genug damit, sorgte im Osten auch die Elz mit ihren Zuflüssen Dreisam, Bleiche und Glotter zusätzlich für Hochwasser. Die Zeit allein brachte keine Besserung, im Gegenteil, der Rhein und die Elz lagerten immer mehr Geröll ab und hoben im Laufe der Jahre die Flußsohle. Dies wiederum begünstigte die Versumpfung, da die Abflußgeschwindigkeit sich verringerte. Zwangsläufig dehnte sich dadurch das Hochwassergebiet aus.

Die Menschen auch in unserer Gemeinde litten unter den Hochwassern und versuchten, sich durch Faschinen und Abweisdämme zu schützen. Solange es aber, bedingt durch den bunten Flickenteppich der Herrschaftsverhältnisse zu keinem einheitlichen Handeln kam, blieb dies alles Stückwerk.

Ab dem Friedensschluß in Raststatt 1714 waren Vorderösterreich und die Landstände daran interessiert, das Rheinufer zu sichern, da der Talweg des Rheins als Grenze zwischen Deutschland und Frankreich festgelegt wurde. Da der Rhein zu dieser Zeit im Westen verlief, aber Anstalten traf, seinen Lauf in den Osten zu verlegen, befürchtete man Gebietsverluste.

1755 begann man den Rhein und seine Nebenarme genau zu vermessen.

Erst im Wiener Kongreß wurden die zahlreichen weltlichen und geistlichen Hoheitsbereiche zwischen der Rheinmündung und der Schweizer Grenze durch die 7 Rheinuferstaaten Niederlande, Preußen, Hessen, Nassau, Bayern, Baden und Frankreich, ersetzt. Jetzt waren die politischen Voraussetzungen für eine einheitliche Lösung da.
 
 

Die Rheinregulierung durch Gottfried Tulla

Im Wasserbauingenieur Gottfried Tulla (1770-1828) fand Markgraf Karl Friedrich von Baden einen Mann, der mit großem Einsatz und Fleiß an die Zähmung des Rheinstroms ging. Anderthalb Jahrzehnte stand er an der zentralen Stelle des Spannungsfeldes von Politik und angewandter Ingenieurwissenschaft. In langen Verhandlungen mußten zuerst die Staatsgrenzen am Rhein und damit das zukünftige Rheinbett durchgesetzt werden (Johann Gottfried Tulla, 20.03.1770-27.03.1828 Ansprachen und Vorträge zur Gedenkfeier und internationalen Fachtagung über Flußregulierungen aus Anlaß des 200. Geburtstags, S.55).

In der Zwischenzeit war der Vorschlag 1809, einen Notkanal direkt von Riegel zum Rhein zu führen, der die Wasser der Elz, Dreisam und Glotter aufnehmen sollte, herangereift und zwischen 1837 und 1842 ausgeführt (Anton, Wild: Rheinhausen, S.82). Der Weisweiler Mühlbach und das Stückerwasser wurden dabei aber abgeschnitten und am linksseitigen Kanaldamm in den Rhein geleitet.

Erst 1840 wurde in einem neuen Staatsvertrag die Gemarkungsgrenzen zwischen den französischen und deutschen Gemeinden im Taubergießen festgelegt. Jetzt konnten auch die Bauarbeiten zur Rheinregulierung unter dem Nachfolger Tullas, Phillip Scheffel (dem Vater von Viktor Scheffel) im Taubergießengebiet vorgenommen werden.

1876 wurden sie mit der Verlängerung des Leopoldskanal und damit seiner Integration in den Uferbau des korrigierten Rheins abgeschlossen.

1878 wurde der Hochwasserdamm des Leopoldskanals mit dem Hochwasserdamm des Rheins verbunden.

Dieser Damm, der quer durch den Wald bis zum Innrhein verläuft und sich jenseits des Innrheins am Waldrand fortsetzt, bot einen wirkungsvollen Hochwasserschutz für das dahinterliegende Gebiet.

Das Gebiet innerhalb des Dammes wurde immer dann überflutet, wenn der Rhein ca. 2000 cbm/sec Wasser führte. Das Rheinvorland wurde dadurch großflächig überschwemmt und das Land dahinter vor allen weiteren Überschwemmungen wirkungsvoll geschützt (Erwin, Lauterwasser; Jürgen, Hauck: Wald, Forstwirtschaft und Naturschutz im Taubergießengebiet, S.33).
 
 

Korrekturmaßnahmen nach der Rheinregulierung

1883 - 1885 wurde der Weisweiler Mühlbach und das Stückerwasser unter dem Leopoldskanal durchgeführt und damit der Innenrhein reaktiviert, der zuvor trockengefallen war.

Nun war der Leopoldskanal fertig und der Talweg des Rheins war jetzt durch feste Quer,- Längs- und Paralleldämme in ein festes Bett gezwungen (Werner, Krause: Das Taubergießengebiet, Beispiel jüngster Standortsgeschichte in der Oberrheinaue, S,153. Abb. 4 S). Ein Teil der Altrheinarme verlandete und die Rest- Elz mäanderte friedlich im Osten des Taubergießen.

Die Rektifikation des Rheins führte zu einer Laufverkürzung zwischen Basel und der hessischen Grenze von knapp 81 km, was gemessen an der Gesamtlänge des Flusses 23% ausmacht (M., Honsell: Der natürliche Strombau des Oberrheins, in: Verhandlungen des: 7. Deutschen Geographentages zu Karlsruhe 1887, S.33-52). Dadurch erhöhten sich Gefälle und Fließgeschwindigkeit, was eine erhöhte Tiefenerosion und eine zunehmende Transportkraft zur Folge hatte. Teilweise wurde aus dem fressenden Rhein mit vorherrschender Seitenerosion ein grabender Rhein mit überwiegender Tiefenerosion. Allerdings traf dies nicht für den gesamten Rheinlauf zu, sondern nur für bestimmte Abschnitte.

Es gab auch Stellen, an denen der Rhein das mitgeführte Geröll wieder ablagerte und dort stärker akkumulierte als erodierte. Dies traf auch für das Taubergießengebiet zu. Die Ablagerungen der Elz taten das ihre dazu. Die Korrektion des Rheins hatten in diesem Abschnitt die Lehm- und Ablagerung der Gerölle sogar verstärkt. Hinzu kam, daß der bei Basel beginnende Schwemmfächer des Rheins hier auslief. Das behinderte die kontinuierliche Nutzung des Rheins als Großschiffahrtsstrecke.

Am 19.05.1930 kamen Deutschland und die Schweiz im Genfer Protokoll überein, durch geeignete Maßnahmen eine 75 m breite Fahrrinne auch bei Niedrigwasser zu gewährleisten.

Erst 1956 wurde dieses Ziel erreicht, da durch den 2. Weltkrieg die Arbeiten weitgehend eingestellt waren und sich deswegen weiterhin große Kiesablagerungen gebildet hatten und gewandert waren.
 
 

Schlingenlösung

In dieses Jahr 1956 fiel auch ein Staatsvertrag zwischen Deutschland und Frankreich. Es wurde ein Kompromiß erzielt, zwischen den Wünschen Frankreichs, den Rheinseitenkanal von Breisach bis Straßburg weiterzuführen und dem Widerstand Deutschlands. Durch die schlechten Erfahrungen im Gebiet zwischen Basel und Breisach mit dem durchgehenden Rheinseitenkanal, der zu einem starken Absinken des Grundwasserspiegels geführt und damit die Versteppung des Gebietes gefördert hatte, wurde auf einen durchgehenden Rheinseitenkanal verzichtet.

Man einigte sich auf eine Teilkanalisierung, die sogenannten Schlingenlösung Die Stauhaltungen kamen in den Rhein zu liegen.

Taubergießengebiet im Jahre 1969. Bau des Rheinseitenkanals und rechtsrheinische Folgemaßnahmen abgeschlossen. Nach Reg.-Präsidium Südbaden 1968 und Carte de France 1:50 000, 1969. Gestrichelte Linie: Ostgrenze des Landschaftschutzgebietes (Werner, Krause: Das Taubergießengebiet, Beispiel jüngster Standortgeschichte in der Oberrheinaue, S.153, Abb.5.).

50% des aktiven Stroms blieben im alten Bett. Das Taubergießengebiet grenzt an den Restrhein, der zweiten Schlinge, die Anfang der 60er Jahre gebaut wurde. Sie beginnt in Weisweil und endet in Kappel.

1963 war das Abriegelungswerk Schönau fertiggestellt. 15 m3 /sek Wassereinleitung in das alte Rheinbett wurden garantiert. Im Jahre 1962 wurden im Restrhein drei Schwellen gebaut, die das Wasser auf die mittlere Höhe des früheren Stromspiegels anstauen. Mit dem Bau der Schwellen hoffte man den Grundwasserstand durch das angestaute Wasser zu verbessern. Ablagerungen von Schwebestoffen verdichten aber teilweise das Flußbett und bereiten somit Probleme.

Bau der Staustufe Gerstheim

Das Wasser im Restrhein wird durch das weiter nördlich gelegene Kraftwerk Gerstheim aufgestaut. Das hat zur Folge, daß etwa 63 ha Land überflutet wurden. Besonders im nördlichen Gebiet des Taubergießen fließt das Wasser in den Altrheinarmen langsamer und die Wassermenge ist gestiegen. Der Grundwasserspiegel stieg an. Quellen, die vorher versiegt waren, fließen wieder (Werner, Krause: Die Wasservegetation im Taubergießengebiet vor Inbetriebnahme des Rheinseitenkanals mit Ausblicken auf die künftige Entwicklung, S.308). In diese Zeit fällt auch der Bau des Kanaldükers. Das ablaufende Wasser aus der Gemarkung Weisweil wird in das Altrheingebiet abgegeben und damit werden Überschwemmungen durch den Innenrhein in Weisweil verhindert. Zusätzlich wurden verschiedene Baumaßnahmen im Gebiet durchgeführt, die die Rheinaue vor Trockenschäden bewahren sollten.
 
 

Bau eines durchgehenden Altrheinzugs

Um einen durchgehenden Wasserlauf des Altrheins von Breisach bis Kehl zu gewährleisten, der der Stützung des Grundwasserspiegels dienen sollte, wurden drei Altrheinarme an ihrer Mündung abgesperrt und an talwärts anschließende Gewässer übergeleitet. Aufgefüllt wird der 30 km lange Gewässerzug zusätzlich durch Quellwasser und die Blinde Elz. Altrheinarme, die zuvor trocken waren, führen dadurch wieder Wasser (ebenda, S.308).

Es wurde Sorge getragen, daß diese Altrheinzüge nur mit sauberem Wasser gespeist werden, um die Abdichtung der Gewässerbetten zu verhindern. Es war dadurch erforderlich, zwei Gewässersysteme aufzubauen, über das die Abwässer in den Vollrhein abgeleitet werden können. So wurde aber, wenn auch unter erheblichen Kosten erreicht, daß in den Altrheinarmen sauberes mit Fischen besetztes Wasser fließt.

Wichtig für unseren Taubergießen ist die Vereinbarung in den Luxemburger Verträgen von 1956 zwischen Deutschland und Frankreich, daß dem durchgehenden Altrheinzug Breisach, Kehl zusätzlich in der Vegetationsperiode 6m3/sek Rheinwasser zugeführt werden (Hochwasserschutz Oberrhein Informationsveranstaltung 20.05.83 Rastatt, S.55-56).

An 25 Tagen kann das Wasser für einen großflächigen Einstau der Altrheinarme benutzt werden:
 
01.03 - 14.03 5 Tage
01.06 - 30.06 10 Tage
15.07 - 14.08 10 Tage

Um diesen Einstau durchführen zu können, wurden an manchen Stellen des Altrheins Stauwehre und Querriegel angebracht. Im Gemeindewald Rheinhausen und Rust können dadurch kleine und größere Flächen überflutet werden, was in einzelnen Abschnitten zu einer erheblichen Verbesserung des Wasserhaushalts führte. Diese künstlich verursachten Überflutungen haben zu dem Ausdruck: "Auen am Tropf geführt" (Erwin, Lauterwasser; Jürgen Hauck: Wald, Forstwirtschaft und Naturschutz im Taubergießengebiet, S.34).

Die meisten dieser Maßnahmen liegen nun bis zu 30 Jahren zurück, lange genug, um alle Auswirkungen zu sehen und zu untersuchen. Die Veränderungen in unserer Landschaft sind nicht zu übersehen. Ein gerade fließender Restrhein, der durch die Kulturwehre immer Wasser führt, etwas weiter westlich der Kanal, auf dem lebhafter Schiffsverkehr in Kappel dazustößt. Lediglich der Rheinwald mit seinen zahlreichen Wasserarmen läßt manchmal eine Vorstellung aufkommen, wie die Landschaft wohl früher aussah. Wieviel sich auch hier geändert hat, zeigt sich erst bei genauerer Kenntnis aller Reperaturmaßnahmen.